Pressegespräch zur EU-Agrarförderung und zum Ökolandbau mit der NAJU NRW

Um naturschutzpolitisch Bilanz zu ziehen und Perspektiven für eine zukünftige Natur- und Umweltschutzpolitik bei den Parteien abzufragen, veranstaltet die NABU NRW die "Landtagswahltour Natur". Jeden Tag wird eine neue Etappe gewandert, um für den Naturschutz in Nordrhein-Westfalen einzutreten, jeden Tag wird ein neues natur- und umweltschutzpolitisch relevantes Thema angesprochen.

Am  vierten Tag drehte sich alles um das Thema Landwirtschaft. Auf dem Schanzenhof, ein Demeterbetrieb in Alpen, wurde für und über eine naturverträglichere Landwirtschaft mit Vertretern der Politik, des Landwirtschafts- und Biobauernverbands und des Umweltschutzes diskutiert.

Bei den einleitenden Worten wurde deutlich, wie aktuell dieses Thema ist. Der bisherige Eindruck der Teilnehmer an den ersten Wandertagen zeigte einen bedrückenden Artenrückgang in der Landschaft. Beispielsweise wurden weder Goldammer noch Feldlerche in ihren typischen Lebensräumen gesichtet. Der NABU NRW fordert auch in seinem aktuellen LivingLandProjekt eine gerechtere und umweltverträglichere Agrarpolitik (https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/100000-livingland/). Die Politik ist hier eindeutig gefordert etwas zu tun!

Die Politiker hatten während des Pressegesprächs die Möglichkeit, sich zu äußern. Herr Conzen vom Landwirtschaftsverband setzt auf eine verlässliche Politik aus Brüssel. Seiner Meinung nach ändert sich nichts, wenn die Landwirte es nicht wagen können in neue Maßnahmen auf ihren Höfen zu investieren und ihre Einkommen nicht gesichert sind. Herr Liefert vom Biobauernverband betonte die steigende Nachfrage der Ökolebensmittel. Mehr regionale Ökobetriebe wären wichtig. Die Revision der Öko-Verordnung müsste gestoppt und angehende Landwirte besser über ökologische Landwirtschaft informiert und ausgebildet werden. Auch Norbert Meesters von der SPD betonte die Ausbildung der Landwirte. Eine Zukunftsperspektive für Landwirte wäre wichtig, aber auch biodiversitätsrelevante Maßnahmen und die Direktvermarktung müssten stärker finanziert werden. Für Herrn Fehring von der CDU stand die Marktwirtschaft im Vordergrund und auch Herr Höne von der FDP stellte die wirtschaftliche Perspektive für Landwirte heraus, die auf ihrem eigenen Hof nicht eingeschränkt werden dürften, beispielsweise für Entscheidungen, die sie in der Vergangenheit getroffen hätten, wie z.B. einen Teich anzulegen und dieses evtl. schützenswerte Biotop nicht jederzeit wieder versiegeln zu dürfen. Verbraucher würden vermehrt Ökolebensmittel fordern, wären aber nicht bereit, dafür zu bezahlen. Als Gegenpol stellte Herr Rüße von den Grünen nochmal heraus, dass die Umweltbelange zukünftig stärker zu berücksichtigen sind. Kleine und mittlere Betriebe müssten stärker unterstützt werden. Alte Gewerbeflächen müssten saniert werden, um nicht die wertvollen landwirtschaftlichen Flächen in Gewerbeflächen umzuwandeln. Die Versiegelung müsse gestoppt werden.

Dieser kurze Abriss macht hoffentlich deutlich, dass die Meinungen der Teilnehmenden durchaus differieren. Der NAJU fehlte allerdings die Nähe zur Natur, die nur in den einleitenden Worten rüberkam: Wo sind die Arten, die Goldammer, die Feldlerche geblieben? Wo sind die blühenden Ackerrandstreifen als Rückzugsraum für viele unserer Tier- und Pflanzenarten geblieben? Die Artenarmut ist überall präsent, wenn wir mit offenen Augen und Ohren durch die Natur gehen!  Wir als NAJU NRW fragen uns nach diesem Gespräch nach wie vor, wie es weitergeht und wie wir in unseren Kinder- Jugend- und Familiengruppen Kindern eine artenreiche Natur vor der Haustür zeigen sollen, wenn sie immer mehr verarmt und wie wir den Kreislauf unserer Lebensmittel zeigen sollen, wenn es überall nur nach Überdüngung riecht, Brennnesseln statt Klatschmohn am Ackerrand wachsen und keine Kuh mehr auf der Weide steht. Wir hoffen, die Politik denkt nicht nur an ihre Wahlergebnisse, sondern auch daran, bald etwas für eine naturverträglichere Landwirtschaft zu tun!