Es war ein wunderschöner Julitag, als ich wieder zum Twachtsee kam. Auf den ersten Blick war ich enttäuscht: Wo sind die vielen Tiere ge­blieben, die sich hier sonst immer tummelten? Nur hin und wieder sprang ein kleiner Fisch und hinterließ größer werdende Kreise auf der Wasseroberfläche. Ich setzte mich versteckt an das Ufer, teilweise ver­deckt von einem kleinen Weidenbusch. Doch ich suchte mit dem Fernglas vergebens nach Enten oder gar dem Eisvogel - nur die Mücken surrten um meinen Kopf So legte ich bald mein Fernglas zur Seite und genoss Sonne und Ruhe, hier war ein Plätzchen, wo kaum Spaziergän­ger, Angler, Surfer oder andere Leute vorbeikarnen.

Mitten in meine Träumereien platzte ein riesiges, fliegendes Tier; Es flog mit knisternden Flügeln über der Wasseroberfläche hin und her, entfernte sich etwas von meinem Versteck, kehrte wieder. Bald nach seinem Erscheinen ließ es sich auf einem Rohrstängel nieder, der im Wasser schwamm. Ml die vielen Fliegen, Mücken und anderen Insek­ten, die es sonst mit seinen Beinen fangt und mit den großen Mund-Werkzeugen zerstückelt, um sie dann zu fressen, ließ es jetzt völlig un­beachtet. Stattdessen tauchte es seinen Hinterleib unter Wasser. Was nun geschah, konnte ich nur erraten, denn es blieb unsichtbar, ich hatte jedoch einiges über das Leben der Libellen gelesen. Diese bohren Stängel an und legen ihre Eier in die Höhlungen. So bohrte auch dieses wunderschöne Insekt ein Loch nach dem anderen, bis es sich schließlich erhob und davon schwirrte.

So beginnt ein jedes Libellenleben als Ei im Wasser. Ich machte mich auf und suchte noch andere Zeichen vom Leben und der Entwicklung der Libellen, die ja ihre Larvenzeit und damit den größten Teil ihres Lebens im Wasser verbringen. An Binsenhalmen fand ich schließlich, was ich suchte: Viele leere und auch verschiedene Libellenlarvenhäute, woraus die Libellen am Ende ihrer Larvenzeit als fertiges Insekt schlüpften. Durch Zufall fand ich sogar eine Larve auf einem Blatt di­rekt am Ufer. Neugierig beobachtete ich die Libellenlarve, die da dem Wasser entstiegen war. Da saß sie nun in ihrer unheimlichen, gräuli­chen Haut, die nicht mehr so recht passen wollte, und reckte sich. Auf einmal platzte die Haut auf dem Rücken, der Riss wurde immer größer, und die Brust der Libelle schob sich mit zusammengefalteten Flügeln hervor - ein unförmiges Etwas. Darm kam auch der Kopf zum Vorschein und kurz darauf die Beine, und dann trat der Körper langsam aus der Larvenhülle hervor. Die frisch geschlüpfte Libelle bewegte ihren Hinterleib, langsam, als wenn sie ganz erschöpft wäre, aber dennoch kräftig und ausdauernd. Dabei schwoll dieser mehr und mehr an. Ge­nauso wurden die Flügel immer größer und entfalteten sich. Noch im­mer pumpte die Libelle Luft in ihren Körper. Die Flügel glänzten rich­tig im Sonnenlicht. Nach einer halben Stunde endlich hatte sich die nun fertige Libelle von den Strapazen des Schlüpfens erholt, die Flügel wa­ren in der Sonne getrocknet, und der Außenpanzer war etwas fester ge­worden, und die nun fertige Libelle flog zum ersten Mal um den Twachtsee herum.

Anmerkung:

Sprecht über:

  • Die Entwicklung und die Verwandlung der Libellen.
  • Sucht gemeinsam Libellenlarvenhäute (meist an Stängeln von Wasserpflanzen an Teichen) und betrachtet sie gemeinsam.
  • Das hervorragende Sehvermögen der erwachsenen Libellen. Bitte einzelne Kinder, sich sitzenden Libellen zu nähern, um sie genau zu betrachten. Es wird nur in den wenigsten Fällen, nämlich, wenn die Kinder sich ganz langsam nähern, möglich sein, da die Libellen sie meist sehen und davonfliegen. Libellen haben übrigens ein Gesichtsfeld von fast 360°.
  • Die räuberische Lebensweise der Larven und erwachsenen Tiere, die uns aber nichts tun. Sie können übrigens nicht stechen (Der ,,Stachel" ist die Legeröhre des Weibchens), die Großlibellen können aber beißen, wenn man sie in die Hand nimmt.
  • Versucht nicht, Libellen zu fangen. Zum einen ist es sehr schwierig, zum anderen ist die Gefahr, die Flügel zu verletzen, zu groß.
  • Die Gefährdung der Libellen, hauptsächlich durch den Verlust ihrer Laichgewässer.